Anfertigung von Ausstrichen für die Zytologie: Qualität vor Quantität in der Veterinärmedizin

Die Zytologie ist ein schnelles, leicht durchführbares Verfahren, mit dem wertvolle diagnostische Informationen über Krankheitsprozesse bei Patienten erlangt werden können. Bei der Einsendung zytologischer Proben für die Mikroskopie ins Labor kommt es vor allem auf eine qualitativ hochwertige Vorbereitung der Ausstriche an. Um so viele Informationen wie möglich über die Probe zu erhalten und nachteilige Folgen zu vermeiden, empfiehlt es sich, eher einige wenige hochwertige Ausstriche als viele von nicht optimaler Qualität einzuschicken.

Wir verraten Ihnen, wie Sie hochwertige Ausstriche anfertigen und warum dies so wichtig ist.

Anfertigung hochwertiger Ausstriche

Um verlässliche Befunde zu erhalten, ist eine versierte Probennahme unumgänglich. Wir haben für Sie einige der wichtigsten Aspekte zusammengefasst:

  • Fertigen Sie Ausstriche unmittelbar nach der Probennahme an.
  • Verteilen Sie die Zellen in einem Monolayer mit möglichst wenigen Unterbrechungen. Für peripheres Blut, nicht visköse Flüssigkeitsaspirate und das Sediment von Körperhöhlenflüssigkeiten, Prostataspülungen sowie Urin eignet sich die Blutausstrichtechnik. Die Auseinanderzieh- oder Quetschtechnik eignet sich unter Umständen eher für visköse Flüssigkeiten wie Synovia, bronchoalveoläre Lavage und Knochenmarkaspirate.
  • Um die Zellmorphologie zu erhalten, sollte der Objektträger schnellstmöglich getrocknet werden. Dies gelingt mit einem Haartrockner auf kalter Stufe, wobei der Luftstrom aus mindestens 15 cm Entfernung auf die Rückseite des mikroskopischen Objektträgers gerichtet wird.
  • Stellen Sie sicher, dass die Proben korrekt fixiert, gefärbt und gehandhabt werden. Es empfiehlt sich, mindestens einen repräsentativen Objektträger einzufärben, um zu prüfen, ob die Zelldichte und der Zellerhalt für eine Beurteilung geeignet sind.
  • Lagern Sie Objektträger bei Raumtemperatur und vermeiden Sie Temperaturschwankungen. Legen Sie die Objektträger nicht in den Kühlschrank und schützen Sie die Proben vor Feuchtigkeit.
  • Formalindämpfe können die Anfärbbarkeit von Ausstrichen erheblich beeinträchtigen. Versenden Sie zytologische Proben daher niemals im selben Beutel wie ein formalinhaltiges Gefäß für histopathologische Proben und achten Sie darauf, dass die Objektträger während der Vorbereitung keinen Dämpfen ausgesetzt sind.
  • Etablieren Sie eine Qualitätskontrolle, indem Sie Ausstriche auf Genauigkeit und Konsistenz hin überprüfen. Um auch künftig den hohen Maßstäben für die Anfertigung und Auswertung von Ausstrichen gerecht zu werden, führen sie regelmäßig Schulungen für Ihr Team durch.
  • Fügen Sie Objektträgern, die Sie ans Labor senden, immer eine sorgfältige klinische Anamnese mit detaillierten Beschreibungen der Größe und des Erscheinungsbilds aller Läsionen hinzu – damit tragen Sie zu einer aussagekräftigen zytologischen Interpretation bei.

Folgen einer Einsendung nicht auswertbarer Ausstriche

Möglicherweise erscheinen Ihnen diese Schritte sehr offensichtlich, doch denken Sie immer ran, dass eine nicht optimale Ausführung Folgen für Ihre Patienten, aber auch die Tierhalter/innen und Ihre Praxis haben kann.

Fehldiagnose

Eines der größten Risiken von nicht optimal angefertigten Ausstrichen ist eine Fehldiagnose. Werden die Ausstriche nicht ordnungsgemäß angefertigt, beinhalten sie möglicherweise keine repräsentative Auswahl des zu untersuchenden Gewebes bzw. der Zellen. Dadurch könnte es zu einer Fehldiagnose kommen, oder aber die zugrunde liegenden Krankheitsprozesse werden nicht erkannt – mit negativen Folgen für die Gesundheit Ihrer Patienten.

Falsche und verzögerte Behandlung

Wenn Ausstriche nicht optimal angefertigt werden, muss eventuell der gesamte Prozess wiederholt werden, wodurch Diagnose und Behandlung verzögert werden. Je länger sich eine Behandlung verzögert, desto weiter kann eine Erkrankung in dieser Zeit fortschreiten, was die gesundheitlichen Folgen zusätzlich verschlimmert. Des Weiteren können solche Ausstriche auch zur Auswahl ungeeigneter Therapieoptionen führen.

Zusätzlicher Zeit- und Kostenaufwand

Nicht auswertbare Ausstriche können Sie viel kosten – sowohl Geld als auch Zeit. Für die erneute Anfertigung und/oder Untersuchung von Objektträgern können zusätzliche Ressourcen erforderlich sein, wie Färbemittel, Laborreagenzien und nicht zuletzt Arbeitsstunden. Sowohl für die Tierhalter/innen als auch die Praxis ist dies schnell mit zusätzlichen Belastungen verbunden.

Stress für die Patienten

Ein erneuter Termin sowie Probennahme bedeuten für die Patienten oft sehr viel Stress – ganz besonders, wenn die entsprechende Körperstelle schmerzhaft ist. Bei nicht auswertbaren Ausstrichen sind mitunter zusätzliche Probennahmen erforderlich, wodurch sich das betreffende Tier häufig unwohl und verängstigt fühlt.

Die Bedeutung einer guten Anfertigung von Ausstrichen kann nicht genug betont werden. Nicht optimale Ausstriche können Fehldiagnosen, falsche oder verzögerte Behandlungen, Zusatzkosten und Stress für das Tier zur Folge haben. Ein bestmöglicher Ausgang für die Patienten lässt sich nur gewährleisten, wenn Tierärzte/innen bei der Anfertigung von Ausstrichen Qualität vor Quantität stellen. Durch die strikte Einhaltung standardisierter Protokolle und die Umsetzung von Qualitätskontrollen können Tierärzte/innen zuverlässige Befunde sicherstellen und ihren Patienten die bestmögliche medizinische Versorgung bieten.

Laura Sullivan

Laura Sullivan hat 2009 ihren Abschluss am Royal Veterinary College gemacht und ist eine erfahrene Tierärztin für Kleintiere. Im Rahmen ihrer beruflichen Praxis war sie bereits in verschiedenen Funktionen tätig, u. a. als Assistenztierärztin, stellvertretende Tierärztin und klinische Leiterin. Neben ihrer Arbeit in der Praxis ist Laura unternehmerisch aktiv und verfolgt die Mission, Tierärzten und Mitarbeitern im Gesundheitssektor zu mehr Nachhaltigkeit zu verhelfen. In diesem Zusammenhang hat sie „All Scrubbed Up Scrub Hats“ gegründet, ein Kleinunternehmen, das individuelle umweltfreundliche, wiederverwendbare OP-Hauben für Tierkliniken, Zahnarztpraxen und Krankenhäuser auf der ganzen Welt herstellt. Die in diesem Beitrag behandelten Ansichten und Standpunkte sind die der Autorin und spiegeln nicht zwangsläufig die Ansichten von The Vetiverse oder IDEXX wider.