Studie belegt die Relevanz von Routineuntersuchungen für Haustiere jeden Alters

Wäre es nicht schön, wenn jung zu sein oder einfach jünger als ein "Senior" zu sein, bedeuten würde, keine gesundheitlichen Probleme zu haben? Doch die Realität sieht leider anders aus. Eine aktuelle Studie von IDEXX, im Rahmen derer Gesundheitsprofile von 167.593 Hunden und 54.211 Katzen ausgewertet wurden (bestehend aus einem Blutchemieprofil, einem großen Blutbild, SDMA, einer Harnuntersuchung und Gesamt-T4 {bei Katzen, die älter als 7 Jahre sind}), fand klinisch relevante Auffälligkeiten in allen Lebensphasen.

Diese Ergebnisse spiegeln die Erfahrungen wider, die ich persönlich bei Routineuntersuchungen im Laufe der Jahre gesammelt habe. Ich praktiziere seit 2004 als Tierärztin und verfüge über zahlreiche Erfahrungen mit Patienten, die der Annahme widersprechen, dass ein junges Alter allein die Entstehung von Gesundheitsproblemen ausschließt. Deshalb spielen Untersuchungen in allen Lebensphasen für unsere Patienten eine entscheidende Rolle.

Mithilfe von Routineuntersuchungen kann auf relativ einfache und erschwingliche Weise dafür gesorgt werden, dass Tierärzte/innen die notwendigen Informationen erhalten, um Tierhaltern/innen Optionen aufzuzeigen, die in vielen Fällen die Lebensqualität ihrer Haustiere verbessern. Im Folgenden erfahren Sie, worauf Sie in den jeweiligen drei Lebensabschnitten achten sollten.

Junge Haustiere

Die Gesundheitsprofile von jungen ausgewachsenen Hunden und Katzen (im Alter von 1–3 bzw. 1–7 Jahren) in der IDEXX-Studie zeigten bei jedem siebten Hund und jeder fünften Katze klinisch relevante Auffälligkeiten. Auf den ersten Blick mag der Prozentsatz signifikanter Auffälligkeiten bei scheinbar gesunden jungen ausgewachsenen Patienten nicht hoch genug erscheinen, um regelmäßige Routineuntersuchungen zu rechtfertigen. Doch würde einer Ihrer Tierhalter/innen wollen, dass sein/ihr Haustier die Chance auf eine frühzeitige Erkennung einer behandelbaren oder kontrollierbaren Krankheit verpasst? Das bezweifle ich.

Darüber hinaus besteht einer der Vorteile von Routineuntersuchungen für junge Haustiere darin, dass Sie individuelle Referenzintervalle etablieren können. Zu wissen, was für ein bestimmtes Tier normal ist, und Trends im Laufe der Zeit zu beurteilen, erleichtert die Entscheidungen, wenn der Patient krank wird oder vage Symptome aufweist. Neben der Etablierung individueller Referenzintervalle können im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen in diesem Stadium auch angeborene oder früh beginnende Gesundheitsprobleme erkannt werden. Auch wenn diese Erkrankungen selten sind, treten sie trotzdem auf.

Ein Fall, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ist ein Golden-Retriever-Welpe, den ich betreute und bei dem bereits im jungen Alter eine Nierendysplasie diagnostiziert wurde. Unser erster Hinweis darauf waren erhöhte Nierenwerte bei einer Routineuntersuchung im Alter von etwa sechs Monaten. Eine Ultraschalluntersuchung bestätigte schließlich die Diagnose. Obwohl ihre Halter/innen enttäuscht und traurig waren, waren sie dankbar, dass wir das Problem so früh erkannt hatten. Als ihre Tierärztin war ich in der Lage, einen Plan für Management und Behandlung aufzustellen, der ihnen drei erfüllte und glückliche Jahre mit ihrem geliebten Haustier ermöglichte.

Ausgewachsene Haustiere

Wie Sie vielleicht von Ihren eigenen Patienten wissen, kann bei ausgewachsenen Haustieren eine größere Anzahl an Auffälligkeiten bei Routineuntersuchungen festgestellt werden. Tatsächlich ergab dieselbe IDEXX-Studie, dass bei jedem fünften scheinbar gesunden ausgewachsenen Hund (im Alter von 4–8 Jahren) und bei jeder dritten ausgewachsenen Katzen (im Alter von 7–9 Jahren) klinisch relevante Befunde vorlagen.

Ausgewachsene Haustiere befinden sich in der Blüte ihres Lebens, weshalb sie in der Lage sein sollten, mit Symptomen zurechtzukommen, wenn sie unter Beschwerden oder Krankheiten leiden. Durch die Auswertung von Befunden und die Bewertung von Trends in dieser Lebensphase können Krankheiten oder Auffälligkeiten erkannt werden, bevor der Patient älter und möglicherweise schwieriger zu behandeln ist.

Ältere Haustiere

In späteren Lebensphasen eines Haustieres können Routineuntersuchungen dazu beitragen, beginnende oder "maskierte" medizinische Probleme zu erkennen, die sowohl die Lebensqualität als auch die Lebenserwartung negativ beeinflussen können. In der IDEXX-Studie wurden bei 2 von 5 älteren Hunde (im Alter von 9 Jahren oder älter) und bei 3 von 5 älteren Katzen (im Alter von 10 Jahren oder älter) durch Routineuntersuchungen signifikante Auffälligkeiten aufgedeckt. Durch die Erkennung dieser Probleme vor dem Auftreten oder der drastischen Verschlechterung einer klinischen Erkrankung können Tierärzte/innen Behandlungspläne erstellen, die eine weitere Verschlechterung des Gesundheitszustandes verhindern oder hinauszögern können.

Ein gutes Beispiel wäre ein älterer arthritischer Hund, der NSAIDs bekommt und bei dessen Blutchemieprofil erhöhte Nierenwerte festgestellt werden. In diesem Fall hat der/die Tierarzt/ärztin die Möglichkeit, das Schmerzmanagement so anzupassen, dass die Nieren geschont werden oder das Fortschreiten der Nierenerkrankung und der damit einhergehenden gesundheitlichen Probleme verlangsamt wird. Das Erkennen solcher Grunderkrankungen kann einen großen Unterschied bei der Verlängerung des Lebens dieser fragilen Patienten machen.

Ein glücklicheres, gesünderes Leben

Machen Sie sich weiterhin Gedanken, dass Sie nicht über genug Nachweise verfügen, um eine Routineuntersuchung in jedem Alter zu rechtfertigen? Bedenken sie Folgendes: Die Verbesserung des Lebens oder des Behandlungsabschlusses eines Patienten wird nicht die Welt verändern, es wird jedoch die Welt für diesen Patienten und seine Familie verändern. Durch Vorsorgeuntersuchungen werden Sie auf sich abzeichnende Probleme bei Ihren Patienten aufmerksam – und dadurch sind Sie in der Lage, Optionen aufzuzeigen, die ihnen ein glücklicheres, gesünderes Leben und mehr wertvolle Zeit mit ihren Familien bescheren können.

Nell Ostermeier
DVM, CVA, FAAVA

Dr. Ostermeier ist mit Leib und Seele Unternehmerin und betreibt peopleandpet.com, eine virtuelle Praxis, die Telemedizin und Informationen für Tierhalter/innen sowie Beratungen für Tierärztinnen und Tierärzte bietet, die ganzheitliche Optionen sicher in konventionelle Medizin integrieren möchten. Sie erlangte ihren DVM 2004 an der University of Illinois und hat seitdem mit verschiedensten Tierarten gearbeitet und diverse Positionen bekleidet, u. a. als Assistenztierärztin, tierärztliche Praxisvertretung und Praxisinhaberin. Dr. Ostermeier ist Expertin für integrative Medizin und veterinärmedizinische Akkupunktur und hat Vorträge auf Konferenzen in der ganzen Welt gehalten. In ihrer Rolle als regionale IDEXX Visionärin unterstützt sie Tierärzte dabei, die Diagnostik als Grundlage für die beste Vorsorge und für individualisierte Behandlungspläne durchzusetzen. Die in diesem Beitrag behandelten Ansichten und Standpunkte sind die der Autorin und spiegeln nicht zwangsläufig die Ansichten von The Vetiverse oder IDEXX wider.