Wie Innovationen in der Veterinärmedizin die medizinische Versorgung verbessern

Im Laufe der Zeit haben Innovationen in der Tiermedizin eine immer wichtigere Rolle für den Berufsstand eingenommen. Durch sie konnten Tierärzte/innen die medizinische Versorgung ihrer Patienten verbessern. In der Vergangenheit hatten Tierärzte/innen keinen Zugang zu den fortschrittlichen Hilfsmitteln für die Diagnostik, die ihnen heute zur Verfügung stehen. Noch vor 30 Jahren konnten wir lediglich auf herkömmliche Röntgenbilder und wenige Optionen für die Anästhesie bei der tierärztlichen Versorgung zurückgreifen. Wir zählten sogar manuell Blutzellen, um ein grobes Blutbild zu erhalten!

Mit neuen Technologien wie automatisierten Analysegeräten, digitalem Röntgen, Ultraschall, fortschrittlicher Anästhesie und chirurgischer Ausrüstung stehen Tierärzten/innen heute jedoch mehr Mittel zur Verfügung, mithilfe derer sie genaue Diagnosen stellen können – und das oft noch am selben Tag. Dank moderner Technologien können Tierärzte/innen auch minimalinvasive Eingriffe vornehmen, die das Risiko von Komplikationen verringern und die Genesungszeit von Tieren verkürzen. Darüber hinaus haben Tierärzte/innen durch künstliche Intelligenz (KI) Zugang zu neuen Tools, die Verfahren der Diagnose und Behandlung von Patienten verbessern können. Durch die Nutzung dieser neuen Technologien haben Tierärzte/innen die Möglichkeit, allen Patienten eine noch bessere medizinische Versorgung zu bieten.

Praxisinterne Diagnostik

Fortschritte bei praxisinternen Analysegeräten haben die Arbeitsabläufe in Tierarztpraxen verändert und liefern qualitativ hochwertige Ergebnisse und umsetzbare Erkenntnisse in kurzer Zeit. Ein neues automatisiertes Analysegerät für die Zytologie und Blutzellmorphologie ermöglicht es Tierärzten/innen beispielsweise, Blut- und Ohrtupferproben sofort und mit der Genauigkeit eines externen Labors durchführen – mit einem Arbeitsablauf ganz ohne Objektträger. Auch wenn es den Anschein hat, dass künstliche Intelligenz in der veterinärmedizinischen Praxis neu ist, so ist sie doch schon seit einiger Zeit Bestandteil von praxisinternen Analysegeräten. Heutzutage ist KI in praxisinternen Hämatologie-Analysegeräte sowie in Urinsediment-Analysegeräte mit automatischer Bildanalyse integriert. Mit diesen Analysegeräten können Tierärzte/innen in kurzer Zeit wichtige Informationen erhalten, was präzise Ergebnisse noch am selben Tag und verbesserte Therapieoptionen ermöglicht.

Das ist eine durchaus bedeutende Entwicklung, da Tierärzte/innen dadurch zeitnah Ergebnisse erhalten, die zu einer besseren medizinischen Versorgung der Patienten beitragen und die Beziehungen zu Tierhalter/innen stärken. Marktforschungsergebnisse zeigen, dass Millennials, die heute den Großteil der Tierhalter/innen ausmachen, aufgrund der sozialen Medien und anderer Technologien stets auf der Suche nach schnellen Antworten sind. Die modernen praxisinternen Analysegeräte von heute können diesen Anforderungen gerecht werden und gleichzeitig ein Alleinstellungsmerkmal für Praxen darstellen.

Fortschritte bei Bildgebungsverfahren

Die Fortschritte in der Bilderfassungstechnologie haben den Bereich der Tiermedizin revolutioniert. Digitales Röntgen und Ultraschall ermöglichen beispielsweise ein nichtinvasives Bildgebungsverfahren innerer Organe und anderer Strukturen, das Tierärzten/innen wichtige Informationen liefert – und zwar ohne den Einsatz invasiveren herkömmlichen Verfahren. Diese Untersuchungen werden oft ohne Sedierung durchgeführt und können noch am selben Tag telemedizinisch ausgewertet werden. Der Einsatz von Tools mit künstlicher Intelligenz, die Aufgaben wie die Auswertung des Vertebral Heart Scores automatisieren, tragen heute dazu bei, die Praxis effizienter zu gestalten. Auf der Grundlage der Ergebnisse dieser Bildgebungsverfahren kann ein Behandlungsplan erstellt werden, der noch individueller auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt ist und somit zu gezielten Empfehlungen führt.

Mit dem besseren Zugang zu CT- und MRT-Geräten können Tierärzte/innen außerdem auf nichtinvasive Weise hochwertige Bilder vom Körper des Patienten aufnehmen. Diese Bilder erweisen sich bei der Eingrenzung von Differentialdiagnosen, der Planung von chirurgischen Eingriffen, der Einstufung eines onkologischen Patienten und der Überwachung des Erfolgs von Therapien als äußerst hilfreich.

Tools für die Entscheidungsfindung

Eine weitere wichtige Entwicklung in der Veterinärtechnologie ist die Einführung von integrierten Leitfäden und Tools für die Entscheidungsfindung. Diese Tools stellen den Tierärzten/innen alle relevanten Informationen zum Patienten zur Verfügung, sodass sie fundierte klinische Entscheidungen treffen können. Heute oder in naher Zukunft werden diese unterstützenden Tools patientenspezifische Anamnesen und Befunde aus der Diagnostik, Publikationen und Onlinekommentare sowie aktuelle diagnostische Leitlinien enthalten. Darüber hinaus können einige Softwareprogramme potenzielle Risikofaktoren auflisten, die auf der Eingabe der Symptome, der Rasse, des Alters und der Krankengeschichte des Tieres beruhen. Viele dieser Programme können zudem empfohlene nächste Schritte vorschlagen, die Folgeuntersuchungen zur Bestätigung oder zum Ausschluss der jeweiligen Diagnose umfassen können. Tools für die Entscheidungsfindung können bei klinischen Entscheidungen während der gesamten Betruung der Patienten Unterstützung leisten – einschließlich der Nutzung von patientenspezifischen Erkenntnissen für die nächsten Schritte bei der Behandlung und weiteren Untersuchungen. Durch den Zugriff auf die neuesten Forschungsergebnisse, Behandlungsrichtlinien und relevante Informationen zum Patienten an einem Ort stellen diese Tools dem Tierarzt / der Tierärztin alle notwendigen Informationen für die Entscheidungsfindung bereit, um ihn/sie dabei zu unterstützen, die richtige Entscheidung für den jeweiligen Patienten zu treffen.

Elektronische Patientensakten

Elektronische Patientenakten haben sich in der Tiermedizin zum Standard entwickelt. Sie bieten einen zentralen Ort für die Speicherung und Nachverfolgung aller Aspekte der Krankengeschichte eines Tieres, einschließlich Testergebnissen, Impfunterlagen und Medikamenten. Mit ihr können Tierärzte/innen einfach und aus der Ferne auf die komplette Krankengeschichte eines Tieres zugreifen und dadurch die Genauigkeit und Geschwindigkeit von Diagnosen, Behandlungen und Kommunikation mit Tierhalter/innen verbessern. Darüber hinaus ermöglicht die elektronische Patientenakte den einfachen Austausch medizinischer Informationen zwischen Praxen, Spezialisten/innen und anderen Anbietern, was die Koordination der Behandlung erleichtert. Insgesamt haben diese Patientenakten die Qualität und Effizienz der tierärztlichen Versorgung verbessert.

Diese höhere Effizienz und Qualität der medizinischen Versorgung wirkt sich nicht nur auf den Patienten aus: Mithilfe von KI-Modellen, die sich gut für die Automatisierung von Aufgaben in der Veterinärmedizin eignen, steht Tierärzten/innen mehr Zeit zur Verfügung, wodurch sie sich auf die Kommunikation mit den Tierhalter/innen konzentrieren können. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Praxis ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Tierarzt/Tierärztin und Tierhalter/innen, die oft auf aktivem Zuhören und einer vertrauensvollen Beurteilung und Beratung nach Durchsicht der gesamten Patientengeschichte beruht.

Da sich die Technologie weiterentwickelt, können wir davon ausgehen, dass die Tiermedizin auch weiterhin von neuen und innovativen Technologien profitieren wird. Von Fortschritten bei Bildgebungsverfahren bis hin zum Einsatz von Telemedizin und elektronischen Patientenakten – die Technologie hat die Art und Weise, wie wir unsere Patienten betreuen, bereits verändert. Mit dem Aufkommen neuer Technologien werden sich auch die Genauigkeit, Effizienz und Sicherheit in der tierärztlichen Versorgung Schritt für Schritt weiter verbessern. Das bedeutet, dass Tierhalter/innen Zugang zu besserer medizinischer Versorgung für ihre Tiere haben werden, damit diese länger, gesünder und glücklicher leben können.

Natalie Marks
DVM, CVJ

Dr. Marks ist Tierärztin, ehemalige Besitzerin einer Tierklinik, Beraterin, Medienexpertin, Referentin für nationale und internationale Fortbildungen sowie Privatinvestorin mit über 20 Jahren Erfahrung. Sie ist eine leidenschaftliche Kommunikatorin in verschiedenen Medienformaten wie Fachzeitschriften und nationalen Konferenzen. Sie hat zahlreiche Branchenpreise gewonnen, darunter den Dr. Erwin Small First Decade Award, der an den/die Tierarzt/ärztin verliehen wird, der in seinem ersten Jahrzehnt seiner Tätigkeit den größten Beitrag zur organisierten Veterinärmedizin geleistet hat. Weitere bemerkenswerte Auszeichnungen, die sie erhalten hat, sind die landesweit anerkannte Auszeichnung „Tierärztin des Jahres“ von Petplan (2012), die Auszeichnung „Amerikas beliebteste Tierärztin“ der American Veterinary Medical Foundation (2015) und die Auszeichnung „Tierärztin des Jahres“ von Nobivac für ihre Arbeit zur aninen Influenza (2017). Die Ansichten und Meinungen in diesem Artikel sind die eigenen des Autors und spiegeln nicht unbedingt die Ansichten von The Vetiverse oder IDEXX wider.