Testen von Hunden auf Leishmanien in nicht endemischen Ländern

Fast alle Tierärzte/innen in Italien und Spanien führen im Rahmen ihrer Vorsorgeuntersuchungen Routinetests bei Hunden auf Leishmanien (auch Leishmania genannt) durch. Sie kennen den endemischen Parasiten nur zu gut – neben Präventivmaßnahmen macht dort ein Monitoring von Leishmania bei Hunden einen großen Teil der Parasitenkontrolle aus.

In nicht-endemischen nordeuropäischen Ländern wie zum Beispiel im Vereinigten Königreich und in Deutschland ist dies jedoch nicht der Fall. Doch durch die vermehrte Anzahl an Hunden, die aus endemischen Ländern eingeführt wurden, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Tierärzte/innen in nicht-endemischen Ländern auf den Parasiten stoßen. Auch das Risiko einer lokalen Übertragung erhöht sich in der Folge. Aus diesem Grund gewinnen Tests auf Leishmanien in nicht endemischen Ländern rasant an Bedeutung.

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Wir verraten Ihnen, was Sie über Leishmanien und ihre Verbreitung in Europa wissen sollten.

Was ist eine Leishmania-Infektion?

Leishmania spp. sind intrazelluläre Parasiten, die zu den Protozoen zählen und eine Reihe verschiedener klinischer Krankheitssymptome auslösen. Treten diese gemeinsam auf, spricht man von einer Leishmaniose. Verschiedene Leishmania spp. sind in Süd- und Osteuropa, Südamerika, Afrika und Asien endemisch. Die Leishmaniose bei Hunden wird dabei überwiegend durch Leishmania infantum verursacht. Die Krankheit wird in erster Linie durch infizierte phlebotomine Sandmücken Phlebotomen übertragen, eine Leishmania-Übertragung ist jedoch auch auf anderem Wege möglich, z. B. durch Bluttransfusionen sowie kongenitale und venerische Infektionen. Mittlerweile gibt es auch erste wissenschaftliche Hinweise auf direkte Übertragungen zwischen Hunden, beispielsweise durch Hundebisse.

Die Leishmaniose bei Hunden ist eine chronische und potenziell tödliche Erkrankung, die sich unterschiedlich äußern und in der Dauer der asymptomatischen Phasen schwanken kann. Die Symptome resultieren aus Ablagerungen von Immunkomplexen in verschiedenen Organen – u. a. geschwollene Lymphknoten, Hautprobleme wie diffuse und fokale Alopezie, Hyperkeratose oder Hautgeschwüre, Schädigung innerer Organe, die zu Gewichtsverlust führt, Splenomegalie und Nierensymptomatik aufgrund einer einer Glomerulonephritis. Seltener kommt es auch zu Polyarthritis, Thrombozytopenie, Einschlusskörperchen in den Augen und Uveitis. Weiterhin können bedingt durch granulomatöse Prozesse im zentralen Nervensystem neurologische Symptome auftreten. Diese Symptome können sich innerhalb weniger Monate entwickeln, einige Hunde sind aber auch noch mehrere Jahre nach der Erstinfektion symptomfrei.

Einführung von Hunden aus endemischen Ländern

Hunde werden häufig aus Tierschutzgründen – beispielsweise nach Naturkatastrophen, bei Überpopulation von Streunern und Rettung vor dem Handel mit Hundefleisch – in andere Länder gebracht. In den Heimatländern finden diese Hunde nicht immer ein neues Zuhause, zumal immer mehr Menschen den Wunsch verspüren, ein Notfalltier aus dem Ausland zu adoptieren. Befeuert wird diese Entwicklung teilweise durch die sozialen Medien und das gesteigerte Bewusstsein für heimatlose Hunde in anderen Ländern. Die gestiegene Nachfrage nach Welpen während der COVID-19-Pandemie hat zudem illegale Welpenimporte sowie den Import von Zuchthunden angeheizt.

Solche Hunde aus endemischen Ländern können zur Verbreitung von Leishmania-Infektionen beitragen – daraus ergibt sich eine erhöhte Notwendigkeit von regelmäßigen Tests bei Routineuntersuchungen.

Etablierung von Leishmanien in nicht endemischen Ländern

Obwohl die Sandmücke in mittel- und nordeuropäischen Ländern nicht heimisch ist, besteht bei einer Verkettung unglücklicher Umstände ein Risiko der Übertragung und Etablierung von Leishmanien in endemischen Zentren.

  • Verstärkte Ausbreitung in Mittel- und Osteuropa: Leishmanien breiten sich zumindest saisonal in Teile Mittel- und Osteuropas aus. Hinzu kommt eine erhöhte Prävalenz im Süden Europas. Hintergrund ist eine Kombination aus dem vermehrten Transport infizierter Tiere und dem Klimawandel, der die Ausbreitung der Sandmücken befördert.
  • Potenzielle Etablierung von Sandmücken in neuen Ländern: Noch gelten Sandmücken in Nordeuropa nicht als endemisch, doch der Klimawandel schafft immer günstigere Bedingungen für ihre Verbreitung.
  • Steigende Zahlen von Hunden, die mit ihren Halter/innen verreisen: Zu den Ländern, in denen Leishmanien endemisch sind, zählen Spanien, Griechenland und Italien – beliebte Touristenziele für Menschen aus Nord- und Mitteleuropa, die ihre Haustiere mit in den Urlaub nehmen. Die Tiere werden dadurch während ihres Aufenthalts im Ausland einem Risiko für eine Infektion mit Leishmanien ausgesetzt.
  • Vermehrte Einführung von Hunden mit positivem Leishmania-Befund in nicht endemische Länder: Der Import von immer mehr Hunden mit positivem Leishmania-Befund birgt die Gefahr, dass diese ein bedeutendes Reservoir darstellen. Bleibt die Infektion unentdeckt, kann es passieren, dass positive Hunde zur Zucht oder als Blutspender eingesetzt werden.
  • Erhöhtes Risiko einer horizontalen Übertragung in Regionen ohne Sandmücken: Je mehr Hunde in nicht endemischen Ländern positiv auf Leishmania getestet werden, desto höher ist das Risiko, dass es zu horizontalen Übertragungen kommt. Diese können über Hundebisse erfolgen, wobei auch andere, derzeit unbekannte Übertragungswege in Betracht kommen könnten. Fälle horizontaler Übertragungen wurden bereits im Vereinigten Königreich erfasst, wo weder Sandmücken noch ein Einsatz der infizierten Hunde für die Zucht oder als Blutspender eine Rolle spielte. Derzeit ist nicht bekannt, wie es zu diesen Infektionen kam.

Darum sollten auch Hunde in nicht endemischen Ländern getestet werden

Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um das Behandlungsergebnis zu verbessern, die Infektionsübertragung zu begrenzen und Gebiete zu identifizieren, in denen es zu Übertragungen kommt.

Untersuchungen auf Leishmanien sind vor allem bei folgenden Tieren angeraten:

  • importierten Hunden
  • Hunden, die als Zuchttiere eingesetzt werden sollen
  • Hunden, die Blut spenden
  • Hunden, die Kontakt zu infizierten Hunden haben
  • Hunden, deren Elterntiere aus endemischen Ländern stammen könnten

Mit der Zunahme infizierter Hunde in einem bestimmten Land wird auch ersichtlich, wie weit das Netzwerk an Untersuchungen gespannt werden muss und wie schwierig es sich gestalten wird, den Großteil der Leishmania-positiven Hunde zu identifizieren. Daher ist die Zusammenarbeit zwischen praktizierenden Tierärzten/innen und den Behörden entscheidend, um mittels Fallberichten, Weiterleitung von Fällen und Kartierungen herauszufinden, was mögliche Gebiete, in denen Übertragungen stattfinden, und Infektionsquellen sind. Ohne Laboruntersuchungen haben wir keine Möglichkeit zu ermitteln, wie und wo der Parasit möglicherweise übertragen wird. Zeigt sich bei den Infektionen weiterhin ein Aufwärtstrend, liefert dies ein starkes Argument für die Einführung von Routinetests bei allen Hunden in nicht endemischen Ländern.

Ian Wright
BVMS BSc MSc MRCVS

Ian Wright ist praktizierender Tierarzt und Mitinhaber der Mount Veterinary Practice im englischen Fleetwood. Er hat einen Master in Veterinärparasitologie und ist Vorsitzender des European Scientific Counsel of Companion Animal Parasites (ESCCAP). Er hat über 125 Artikel publiziert. Daneben ist er Mitglied der Redaktionsleitung der organisationseigenen Zeitschrift. Gleichzeitig ist er weiter in der Forschung aktiv und untersucht unter anderem Darmnematoden und Zecken. Die in diesem Beitrag behandelten Ansichten und Standpunkte sind die der Autorin und spiegeln nicht zwangsläufig die Ansichten von The Vetiverse oder IDEXX wider.