FGF-23: ein weiteres Tool für das Management einer chronischen Nierenerkrankung bei Katzen

Chronische Nierenerkrankungen (CNE) treten bei Katzen mit zunehmendem Alter immer häufiger auf. Die CNE-Prävalenz liegt bei Katzen insgesamt bei 2–4 % und bei Katzen im Alter von über 10 Jahren bei 30–40 %.2, 33–35

Eine wichtige Funktion der Nieren ist die Phosphathomöostase. Liegt bei einer Katze eine CNE vor, reduziert sich ihre glomeruläre Filtrationsrate (GFR), wodurch der Phosphorspiegel ansteigt und die Phosphat-Kalzium-Homöostase aus dem Gleichgewicht gerät.5 Diese sogenannte Chronic Kidney Disease – Metabolic Bone Disease (CKD-MBD) beschreibt ein Syndrom, an dem der Fibroblastenwachstumsfaktor 23 (FGF-23), das Parathormon (PTH), 1,25-Dihydroxy-Vitamin D3 (Calcitriol), Kalzium und Phosphor beteiligt sind.6 CKD-MBD führt bei den meisten Patienten zu einem chronisch erhöhten FGF-23-Spiegel.

  IDEXX FGF-23-Test. Eine neue Methode für Management und Monitoring eines erhöhten Phosphatstoffwechsels bei chronischer Nierenerkrankung.

Klinischen Daten zufolge, die aus Studien zum FGF-23 bei Menschen und zum FGF-23 bei Katzen hervorgehen, weist dieses Hormon Störungen des Mineralstoffwechsels und einen erhöhten Phosphatstoffwechsel bei CKD-MBD häufig früher nach, als dies durch eine Messung des Gesamtphosphats im Serum möglich wäre – eine Eigenschaft, die es zu einem wertvollen Instrument für die Nierendiagnostik und das Management von CNE bei Katzen macht.7–10

Was ist FGF-23?

FGF-23 wird primär von Osteozyten und Osteoblasten gebildet und ist das wahrscheinlich wichtigste Element für die Regulierung des Phosphatstoffwechsels. Es wird durch die Alpha-Klotho-Expression der Nieren gesteuert und steigt mit sinkender GFR immer mehr an, bevor sich der Phosphatspiegel im Serum oder im Plasma ändert.23 Erhöht sich die Phosphatkonzentration als Reaktion auf die verringerte GFR, steigt auch FGF-23 an und gewährleistet gemeinsam mit seinem Korezeptor Alpha-Klotho das Phosphatgleichgewicht durch:

  • Herunterregulierung der Natrium-Phosphor-Kotransporter
  • Hemmung der renalen 1-alpha-Hydroxylase-Aktivität
  • Erhöhung der 24-Hydroxylase-Aktivität24-26

Beim Menschen fördert FGF-23 in früheren Stadien von CNE eine Senkung des PTH, doch in späteren Krankheitsstadien trägt der Biomarker offenbar zu einem sekundären renalen Hyperparathyreoidismus (Anstieg des PTH) bei.27,28 Forschungen zu diesem Hormon bei Katzen mit CNE bringen dasselbe Muster zum Vorschein.7,9 CKD-MBD ist wahrscheinlich mit Faktoren wie der Äthiologie einer CNE, Komorbiditäten und aktuellen Therapien verbunden.

Inwieweit ist eine Bestimmung von FGF-23 hilfreich?

Mit einer Verschlechterung der CNE erhöht sich FGF-23.9–11 Er unterstützt als wertvolles Tool die Entscheidungsfindung für therapeutische Interventionen und trägt dazu bei, Aussagen über die Prognose der betroffenen Katzen zu treffen.10,12,13 Studien zufolge kann bei Katzen mit einer CNE ein erhöhter anfänglicher FGF-23-Spiegel ein Indikator für eine schlechtere Prognose sein.8,16

Der Phosphatstoffwechsel bei Katzen ist unabhängig vom Stadium der CNE von Bedeutung. Ein erhöhter FGF-23-Spiegel stützt die Entscheidung für eine phosphatreduzierende Therapie, z. B. in Form einer eingeschränkten Phosphataufnahme über die Nahrung.8,16 Die International Renal Interest Society (IRIS) hat kürzlich ihre Behandlungsempfehlungen für Katzen mit einer CNE aktualisiert und FGF-23 dahingehend hinzugefügt, um zu ermitteln, welche Katzen von einer phosphatarmen Ernährung profitieren würden. FGF-23 bietet etwas Klarheit bei der Erkennung einer CKD-MBD und eines möglicherweise erhöhten Phosphatstoffwechsels in frühen Stadien einer CNE. Aus diesen Informationen ergibt sich auch die geeignete Umsetzung einer tierärztlich verordneten Nierendiät, die auf das CNE-Stadium der betreffenden Katze zugeschnitten ist, um Überlebensdauer und Lebensqualität gleichermaßen zu verbessern.3,4,14

Inwiefern unterscheidet sich FGF-23 von SDMA?

SDMA ist ein sensitives Tool, das eine frühere Diagnose der CNE ermöglichen kann, wenn es neben den traditionellen Nierenbiomarkern bestimmt wird. Der SDMA-Wert wurde auch in die Richtlinien der International Renal Interest Society (IRIS) zur Einstufung einer CNE aufgenommen. Weisen bei einer Katze die SDMA-Werte und weitere diagnostische Indikatoren wie Kreatinin und das spezifische Harngewicht darauf hin, dass sie gemäß IRIS-Leitlinien die Bedingungen für das CNE-Stadium 1 oder 2 erfüllt, lässt ein erhöhter FGF-23-Spiegel bei solchen Katzen auf das Vorliegen von CKD-MBD schließen.22

Diese Informationen sind für die Entscheidungsfindung und -bestätigung bei nierenkranken Katzen von großem Wert. Die FGF-23-Werte liefern Tierhalter/innen greifbare Belege dafür, dass die Einführung und Beibehaltung einer therapeutischen Nierendiät angezeigt ist. Dieser Test ist weltweit der einzige Nierenmarker, der bei Katzen mit einer CNE im frühen Stadium einen erhöhten Phosphatstoffwechsel und CKD-MBD früher nachweisen kann, als es mittels Gesamtphosphat im Serum möglich wäre.

Wann sollte FGF-23 bestimmt werden?

Ein FGF-23-Test wird für Katzen empfohlen, bei denen eine CNE im frühen Stadium (IRIS-Stadium 1 oder 2) diagnostiziert wurde.20 Tatsächlich wurde die Einbeziehung von FGF-23 mittlerweile auch in die IRIS-Leitlinien zur Einstufung und Behandlung einer CNE aufgenommen. Der Test ist vor allem von Nutzen, um festzustellen, welche Katzen mit einer CNE im ersten oder zweiten IRIS-Stadium von einer Therapie zur Phosphatreduktion profitieren könnten.15 Bei späteren CNE-Stadien (IRIS-Stadium 3 oder 4) liegt der FGF-23-Spiegel vermutlich schon über 400 pg/ml, da viele dieser Katzen bereits erhöhte Phosphatkonzentrationen aufweisen können. Aus diesem Grund empfiehlt sich ein FGF-23-Test in erster Linie bei Katzen mit einer CNE im IRIS-Stadium 1 oder 2.9

Forschungen legen zudem nahe, dass sich einige Komorbiditäten auf den FGF-23-Spiegel auswirken können, darunter eine unbehandelte Hyperthyreose, Herzerkrankungen, mittlere bis schwere systemische Entzündungen, Neoplasien, lytische Knochenläsionen und eine ausgeprägte Anämie.3,30-32 Bei diesen Katzen wird der Test nicht empfohlen und bei Katzen mit einem Gesamtphosphatwert im Serum von mehr als 4,6 mg/dl ist der Test redundant.

Wie werden FGF-23-Befunde interpretiert?

Bei FGF-23 handelt es sich vermutlich um das wichtigste Element für die Regulierung des Phosphatstoffwechsels. Verschlechtert sich eine CNE, erhöht sich dieser Biomarker. Daher ist es wichtig zu wissen, wie die Ergebnisse korrekt interpretiert werden.

  • < 299 pg/ml. Normal. Kein Hinweis auf CKD-MBD. Ein solches Ergebnis bedeutet nicht, dass keine CNE vorliegt, sondern dass derzeit keine Hinweise auf einen erhöhten Phosphatstoffwechsel oder CKD-MBD gefunden werden. Eine Behandlung zur Regulierung des Phosphatspiegels ist zu diesem Zeitpunkt aller Wahrscheinlichkeit nach nicht notwendig. Liegen jedoch andere Indikationen wie erhöhte Biomarker für die Nierenfunktion, eine Proteinurie oder Störungen des Säure-Base-Haushalts vor, sollten entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.
  • 300 bis 399 pg/ml. Grenzbereich. Die Konzentration ist sind höher als erwartet, aber noch nicht hoch genug, um eine eindeutige Notwendigkeit einer phosphatreduzierenden Therapie anzuzeigen. In diesen Fällen wird eine erneute Überprüfung der Nierenwerte einschließlich SDMA, FGF-23 und eine vollständige Harnanalyse alle drei bis sechs Monate empfohlen, um zu prüfen, ob sich CKD-MBD entwickelt, und festzustellen, an welchem Punkt der erhöhte Phosphatstoffwechsel klinisch signifikant wird.
  • > 400 pg/ml. Erhöht. Gezielte Behandlungsmaßnahmen zur Reduzierung des erhöhten Phosphatstoffwechsels, z. B. in Form einer Ernährungsumstellung, sind in Kombination mit weiteren empfohlenen CNE-Therapien angezeigt.

Neben SDMA und anderen traditionellen Laboruntersuchungen bietet FGF-23 einen echten Mehrwert für die Entwicklung von Behandlungsplänen für Katzen mit CNE. Stellt sich heraus, dass die Werte vom Referenzintervall abweichen, können sie unser Verständnis für die Prognose des Patienten verbessern und uns darüber hinaus wichtige Hinweise für die weitere Behandlung liefern.

Verweise: https://www.thevetiverse.com/en/latest/fgf-23-references/

Angela Beal
DVM

Angela Beal ist Tierärztin in Columbus, Ohio, und hilft anderen TIerärztinnen und Tierärzten mit ihren Büchern und Beiträgen dabei, durch einen effizienteren und weniger stressigen Praxisalltag ein erfüllteres Leben zu führen. Angela war im Privatpraxis- und im akademischen Bereich tätig und arbeitet seit 2020 in Vollzeit bei Rumpus Writing and Editing, einem Unternehmen für veterinärmedizinische Texte. Zu den Kunden von Rumpus zählen Tierarztpraxen und Branchenpartner, u. a. Marketing-Unternehmen, nationale Konzerne, Berater und mehrere internationale Unternehmen. Erfahren Sie mehr auf rumpuswriting.com. Die in diesem Beitrag behandelten Ansichten und Standpunkte sind die der Autorin und spiegeln nicht zwangsläufig die Ansichten von The Vetiverse oder IDEXX wider.